« zurück           interviews

Meine Kinderjahre waren nicht gerade rosig. Als ich zwölf Jahre alt war, verlor ich den Vater. Da er ein aufrechter Slowene war, kam er durch die Okkupatoren ins Gefängnis und war für die Aussiedlung vorgesehen. Da er dies nicht ertragen konnte, beging er Selbstmord. Dies geschah im Jahre 1942. Damals war ich gerade 12 Jahre alt. Ich war das einzige männliche Familienmitglied. Ich hatte noch vier Schwestern, zwei von ihnen waren älter als ich, die jüngste erst zwei Jahre alt. Nach Vaters Tod mussten wir selbst arbeiten, für mich war dies eine besondere Last. Alle Männerarbeit musste ich als zwölfjähriger Junge selbst verrichten. Damals war Krieg. Manchmal bekamen wir Hilfe, meistens aber blieben wir mit der Arbeit allein. Als meine Schwestern heirateten, waren meine Mutter, meine jüngste Schwester und ich ganz allein. Irgendwie haben wir uns durchgerungen. Ich kann nicht sagen, dass es uns schlecht gegangen ist. Es war eben Krieg. Wir bekamen Lebensmittelkarten und auch zu Hause haben wir einiges erwirtschaftet. So war es in Hinsicht auf das Überleben nicht schlimm, schwerer war das Alleinsein. Wünsche hätte es schon gegeben, aber zu verwirklichen waren sie nicht, denn es fehlte an Geld. An Mechanisierung gab es daheim nur ein altes Fahrrad. Ich hatte damals nur einen großen Wunsch: Hätte ich damals ein gutes Fahrrad bekommen, wäre ich glücklich gewesen. An die Eltern habe ich nur gute Erinnerungen, beide waren gut zu uns, sie hatten uns Kinder lieb, und wir haben sie geachtet. Die Eltern waren fürsorglich und brav. Der Vater war gleichzeitig streng, aber gut. In Altjugoslawien war er dreimal Bürgermeister und bekam vom Königtum die höchste Auszeichnung, den Orden des Hl. Sava. In unserem Haus verkehrten hohe Gäste bis zu Ministern hinauf. Ich kann mich gut an das Jahr 1938 erinnern. Damals gab es in Svečina die Firmung. Ich bekam von meinem Paten eine silberne Uhr, was für mich von großer Bedeutung war. Oftmals besuchten uns auch unsere Onkel. Spielzeug hatten wir keines. Erst als wir zur Schule kamen, haben wir aus Zwirnspulen verschiedene Spielsachen angefertigt. Auch Schleudern konnten wir basteln. Der Mutter haben wir nie widersprochen, sie war strenger als der Vater. Der Vater hatte jedoch eine kräftigere Stimme, so wagten wir es nicht, gegen ihn aufzutreten. Wenn ich in Not war, konnte ich mich keinem mitteilen. Niemand war mir so nahe. Geschah etwas, was wirklich weh tat, dann musste man eben darauf vergessen und schön still sein. Freunde hat es in meinem Leben viele gegeben. Einige Freundschaften haben sich bis heute erhalten.

home card text video audio project interview union