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Die Mutter war unerbittlich streng, ich wurde oft geschlagen. Sie war nicht verheiratet, ich war ihr eine Last. Sie hat die ganzen Zustände nur schwer ertragen: ein großes Anwesen, alleinstehend, schlechte Zeiten. Ich hatte keine Freunde, denn es gab in nächster Nähe keine Kinder, und von daheim durfte ich mich nicht entfernen. Wenn ich anlässlich eines Nachbarbesuches auch nur fünf Minuten zu spät kam, griff sie schon zur Rute. Geheiratet habe ich in Spodnja Kungota. Die Hochzeit war eher ein trauriges Ereignis, denn die Mutter hat unsere Verbindung nicht gutgeheißen. Selbst war sie nicht verheiratet, deshalb war auch meine Heirat unerwünscht. Meine Frau hat sie nie richtig angenommen, weder als meine Frau noch als Schwiegertochter. Meine Mutter hat auch ihre Enkel abgelehnt, was diese sehr schmerzlich empfanden. Niemand traute sich, meiner Mutter zu widersprechen. Ich war auch Soldat, aber selbst als solcher habe ich nicht soviel Strenge erlebt wie zu Hause. Ich durfte niemals mit meiner Frau gemeinsam beim Mittagstisch sitzen, jeder bekam seine Ecke zugewiesen. Abends mussten wir zu Bett gehen, aber auch nachts machte sie manchmal Probleme. Ich verstehe jetzt erst einiges - sie war nervös, der Krieg hat das seinige beigetragen, im Gefängnis wurde sie geschlagen - all das hat auf sie eingewirkt. Hätte ich jedoch die Mutter verlassen, so hätte es geheißen, seht, der einzige Sohn und er verließ seine Mutter und ging weg. Auch aus sozialen Gründen konnte ich das nicht tun. Die Mutter ist eben die Mutter, und so haben wir eben alles erduldet. Die Mutter starb vor sechzehn Jahren.

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