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Nach dem Krieg hatten wir dann noch für gewisse Artikel Bezugskarten, ansonsten konnte man nur langsam Sachen bekommen. In Bezug auf Lebensmittel war die Situation besser, der Einkauf von anderen Dingen hat sich nur langsam eingespielt. Das Geschäft hatten wir bis zum Jahre 1948 geöffnet, dann übernahm es die Genossenschaft. Geld bekamen wir dafür nicht. Am schlimmsten war, dass wir die Mark, die wir gespart hatten, in Dinar umwechseln mussten, was ein wenig schlechter war. Die erste Rechnung für die Spezerei betrug 31.000 Dinar - ein Wagen voll, denn wir besorgten früher die Spezerei mit Pferdewagen. Geld musste ich mir ausborgen; ich verkaufte einmal Schmuck und habe das Geld bei einem Uhrmacher - Jan hat er geheißen und war in meiner Pfarre zuhause - deponiert. In der Slovenska ulica in Maribor hatte er ein Juweliergeschäft. Er half mir und borgte mir Geld, sodass wir über die schwerste Zeit hinwegkamen. Ich hatte zwei Schachteln Zwirn, einen größeren Karton mit stärkerem Zwirn Nr.10 und einen Karton Stopfwolle. Ich hatte beides bei Vajda im Heu versteckt, denn wir hatten dann zur Not etwas in Reserve. Man wusste ja nicht, was geschehen würde. In Dalmatien, Kroatien und Bosnien war es schon schlechter. Von dort kamen sie nach Kungota, um bei uns einzukaufen. Manchmal wollten wir ihnen gar nichts verkaufen, denn wir hatten ja nicht einmal für unsere einheimischen Kunden genug. Einmal kam ein Dalmatiner und sagte, ich möge ihm einen Karton Zwirn besorgen. Ich dachte, dies sei eine vorzügliche Sache. Ich hatte den Zwirn, nur vor dem Mann hatte ich Angst, denn ich wusste ja nicht, wer er war. Wenn man einen Menschen nicht kennt, muß man eben etwas riskieren, und ich entschloss mich zum Risiko. Er gab mir die Adresse, wohin ich den Zwirn bringen sollte. Ich habe den Zwirn eingepackt, ein gewisser Vogrinec aus Sentjur hat mich mit dem Lastauto von Vracko mitgenommen. Der Weg führte über Kosaki. Meinem Mann habe ich davon nichts erzählt, denn er eignete sich nicht für derlei Geschäfte, er war zu ängstlich. Nur der Köchin sagte ich, wenn ich nicht mehr nach Hause käme, dann wüsste sie, wo ich wäre. Man hätte mich natürlich auch einsperren können. Den Zwirn brachte ich heil nach Maribor in eine Dachkammer in der Krekova ulica. Dort hat dieser Herr gewartet, der auch sofort zahlte. Ich bekam dafür 17.500 Dinar - das war viel Geld. Dann verkaufte ich auch noch den zweiten Karton und bekam dafür 17.000 Dinar. So war ich also wieder auf die Beine gekommen und wir konnten wieder mit dem Geschäft beginnen.

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