« nazaj           interviews

Nach dem Krieg sind viele Leute geflohen. In den Gefängnissen gab es viele Junge, die für das Militär vorgesehen waren, aber auch ältere Menschen waren dabei. Als ich beim Militär in Ljubljana war, sah ich viele Leute aus Zagreb, die mit dem Zug ankamen. Unsere Leute haben sie alle gefangen genommen und nach Maribor gebracht. Sie wurden ohne Gerichtsverhandlung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie der Landesflucht bezichtigt wurden - sie wurden sofort eingesperrt. Manche waren drei- bis viermal eingesperrt und sie sagten, sie würden es solange versuchen, bis es ihnen gelingen würde. Obwohl zwischen uns und Österreich der "Eiserne Vorhang" war, wussten wir alles, was vor sich ging. Es gab keine Berührungspunkte zwischen den Menschen diesseits und jenseits der Grenze, bis endlich der kleine Grenzverkehr eingeführt wurde. Man konnte weder hinauf, noch die anderen Menschen herunter. Kontakt hatte nur die UDBA*. Die Grenze trennte die Menschen, und es war ein gefährliches Gebiet. Die Österreicher hatten große Angst, an der Grenze war keiner von ihnen. Wir haben vieles erlebt, sowohl mit Serben, als auch mit Makedoniern und Bosniern. Wenn wir im Weingarten gearbeitet haben, kamen die Soldaten: "Wo ist deine Bewilligung?" Wir mussten die Bewilligung zur freien Bewegung in der Hundertmeterzone vorweisen. Manchmal wurden wir verjagt. Ein strenger, dummer Kommandant hat uns befohlen, alles liegen und stehen zu lassen und zu gehen. Der Vater hat uns einmal erzählt, dass er 1 Hektar Weingarten besaß, jedoch nur ein Fass Trauben ernten konnte, weil er weggejagt wurde; als er wieder zurückkam, war der ganze Weingarten fertig gelesen. Niemand hat sich bis zur Grenze gewagt. Es wurden dort viele Menschen erschossen und gleich an der Grenze begraben. Viele gibt es, die an der Grenze verscharrt sind. Waren an der Grenze schon zu viele Tote, wurden sie in die Totenkammer am Friedhof gebracht. Es war sehr schlimm. Als der erste Terror abgeklungen war, konnte man mit Menschen über der Grenze Kontakt aufnehmen. Die Grenzgänger (Doppelbesitzer) kehrten zurück und bekamen ihr Eigentum wieder, das übrige Eigentum war ausgeraubt worden. Es gab einen offensichtlichen Unterschied zwischen Österreich und Jugoslawien. Wir lebten im Kommunismus, die Österreicher im Kapitalismus. Als Amerika Jugoslawien den Marshall-Plan anbot, wurde dieser von Tito zurückgewiesen. Die Österreicher haben sich nach dem Jahre 1945 erholt, sie bekamen beträchtliche staatliche Unterstützung, dadurch konnten sie schneller wieder aufbauen. Die Deutschen, die in unserer Umgebung gelebt hatten, haben sich schon vor Kriegsende zurückgezogen und alles zurückgelassen. Diejenigen Slowenen, die von Hitler ausgesiedelt worden waren, kamen zurück, sofern sie überlebt hatten. Viele sind zurückgekommen, viele sind in Deutschland geblieben.

 

*Staatssicherheitsdiensti

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