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In die Schule ging ich in Jurij. Ich war ein verschüchtertes, ängstliches Kind und konnte mich nicht richtig einleben. Trotzdem habe ich die acht Volksschuljahre absolviert. Drei Monate ging ich in die deutsche Schule, obwohl ich diese hätte 6 Monate besuchen müssen. In Jurij waren wir nämlich zwei Kinder mit dem gleichen Vor- und Zunamen - mein Cousin und ich. Ihn haben sie gefunden, mich aber nicht. Schließlich fanden sie mich aber doch und ich musste dann drei Monate in die deutsche Schule gehen. Oftmals ging ich hungrig und ungewaschen zur Schule, denn ich musste ja noch morgens die Kühe zur Weide führen. Oft hörte ich die Uhr acht schlagen, als ich mich erst auf dem Schulweg befand. So war es dann zu spät für den Unterricht, und ich ging lieber ins Kukuruzfeld*. Dort blieb ich bis Unterrichtsende, dann erst kehrte ich heim. Die Mutter hatte davon selbstverständlich nichts gewusst. Manchmal bekam sie von der Schule ein Mahnschreiben; dann ging daheim der Jammer los. Wir hatten einen guten Lehrer, der uns viel gelehrt hat. Sogar ich lernte so manches bei ihm, obwohl ich recht unregelmäßig zum Unterricht kam. Wenn ich im Herbst frühmorgens die Kühe auf die Weide führte, gab es noch Frost, und so wickelte ich mir die Füße mit einer Decke ein.Weil es in der Decke warm war, schlief ich manchmal ein. Und die Kühe sind dann ins Kukuruz- oder Krautfeld marschiert. Für mich gab es dann daheim schlimme Strafen.

 

*Maisfeld

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